Das Krippenspiel - gelebte Geschichte seit 1918
Mehr als 100 Jahre, fünf Generationen, viele Orte – und doch immer derselbe Kern: Das Krippenspiel ist Familientradition und zugleich gelebte Gemeinschaft.
Es bringt Menschen zusammen, bewegt und schenkt Freude.
Die Botschaft hat alle Zeiten überdauert: „Wir bringen Frieden für alle“.
Lesen sie die ganze Geschichte:
Die Geschichte des Krippenspiels in der Familie Heinke ist mehr als nur ein Theaterstück. Es ist eine Tradition, die über Generationen hinweg weitergegeben wurde – von Berlin nach Remscheid, von Niedersachsen bis nach Brandenburg.
Die Anfänge – Berlin 1923
Den Ursprung nahm alles 1923 in Berlin-Wedding. Pfarrer Siegfried Abramczyk brachte ein Krippenspiel aus dem Erzgebirge mit in seine neue Gemeinde. Seine Söhne spielten die ersten Hirten, das Spiel wurde fester Bestandteil des Gemeindelebens. Doch 1933 brach diese Tradition jäh ab: Pastor Heinke, der Schwiegersohn Abramczyks, musste sein Amt aufgeben, weil er „Halbjude“ war – er verstarb noch im selben Jahr. Das Krippenspiel ruhte.
Neubeginn nach dem Krieg – Remscheid und Hannover
1953 nahm Eva Heinke die Tradition wieder auf. Mit geretteten Texten und viel Mut brachte sie nach den schweren Jahren des Zweiten Weltkriegs das Christsein und das Krippenspiel zurück in die Familien. In Remscheid, später in Hannover, fanden Aufführungen statt – zunächst mit den eigenen Kindern, dann mit Freunden, Nachbarskindern und Schüler*innen. Auch die Enkelkinder, darunter Christiane Heinke, standen schon früh auf der Bühne.
Osterwald, Heitlingen und die „Edelscheune“
Als Heidrun und Claus-Ulrich Heinke 1976 in Osterwald ihr Pfarramt übernahmen, führten sie das Spiel fort. Neben ihren eigenen Kindern waren Konfirmanden und Musikschüler Teil der Aufführungen. Die kleine Dorfkirche platzte bald aus allen Nähten, und so zog das Krippenspiel in eine Scheune des Nachbarorts Heitlingen um – dort wurde es zu einem musikalisch reicheren Spiel, unterstützt durch Heidruns Schüler*innen und den Kinder- und Jugendchor der Musikschule Hildesheim.
Jerze/Bockenem – Die große Zeit in der Scheune
1982 entdeckte die Familie in Jerze bei einer Hubertusjagd die alte Scheune des Gutshauses der Familie Sälzer. Sie wurde für 25 Jahre die Heimat des Krippenspiels. Hier erlebte die Tradition ihre größte Blüte: bis zu 9 Vorstellungen jährlich, insgesamt rund 3.000 Besucher pro Saison.
Das Spiel verband Profisängerinnen, Schülerinnen, Chöre und Laien aus allen Berufen. Es entstand eine enge Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, dem Bürgermeister und vielen Ehrenamtlichen. Besonders prägend war die Filmproduktion 1986/87 für den WDR: Der Film machte das Krippenspiel bundesweit bekannt, wurde regelmäßig im Fernsehen ausgestrahlt und ist bis heute als DVD beliebt. Zahlreiche Mitwirkende starteten danach Karrieren als Sängerinnen oder Schauspielerinnen.
Auch das Drumherum wurde Tradition: ein Weihnachtsmarkt im Hof und später in der Reithalle, Strohballen als Sitzreihen, ein lebendiges Miteinander von Tieren, Musik und Theater. Für viele war ein Weihnachten ohne Jerze kaum vorstellbar.
Neubeginn in Kleinmachnow – Seit 2009
2008 ging diese Ära zu Ende. In einem feierlichen Moment übergab Heidrun Heinke die „Krone“ des Spiels an ihre Tochter Christiane. Diese nahm die Herausforderung an und baute das Krippenspiel in Kleinmachnow neu auf.
Seit 2009 verwandelt sich dort am 4. Advent das alte Heizhaus auf dem Gelände der Internationalen Schule in den Stall von Bethlehem. Aus Paletten, Stroh und Stellwänden entsteht ein magischer Ort: begleitet von Musik, Licht, Waffelduft und einem Adventsmarkt. Jedes Jahr strömen Hunderte Besucher*innen, um dieses besondere Weihnachtswunder zu erleben.
Christiane Heinke führte nicht nur die Tradition fort, sie entwickelte sie auch weiter: Seit 2012 gibt es Abendvorstellungen mit Konzertmusik – von Händels „Messias“ bis Bachs Weihnachtsoratorium. Unterstützt wird sie von Profimusikerinnen, Schülerinnen, Familie und Freunden. Auch ihre Tochter Tonja stand früh als Engel, Sternträgerin oder Maria auf der Bühne und half in der Organisation mit. Heute führen bereits die Urenkel die Tradition weiter.
Heute und morgen
Über 100 Jahre, fünf Generationen, verschiedene Orte – und doch immer derselbe Kern: Das Krippenspiel ist Familiengeschichte und zugleich gelebte Gemeinschaft. Es bringt Menschen zusammen, rührt zu Tränen, schenkt Freude und Frieden.
Die Botschaft ist über all die Jahrzehnte dieselbe geblieben:
„Wir bringen Frieden für alle.“

Elsa Abramczyk (ca. 1920)

Eva Heinke-Abramczyk (ca. 1970)

Heidrun und Christiane Heinke (2012)

Tonja Schreiber und Christiane Heinke (2014)

Vier Generationen aktuell (2023)